Serviceeinrichtungen & Anschlussbahnen

Auf dieser Seite finden Sie einen Überblick über die Serviceeinrichtungen und Anschlussbahnen, die in Österreich betrieben werden. Die Daten beruhen jeweils auf Erhebungen der Schienen-Control bzw. Auskünften der Infrastrukturbetreiber.

Serviceeinrichtungen

Durch den Recast zum 1. Eisenbahnpaket (RL 2012/34/EU) sind die Serviceeinrichtungen verstärkt in den Fokus der Regulierungsbehörden gerückt.

Daher wird in der jährlichen Erhebung der Schienen-Control auch die Anzahl wesentlicher Serviceeinrichtungen abgefragt, um auch dahingehend eine Marktübersicht zu erhalten.
Mit Dezember 2023 waren in Österreich folgende Serviceeinrichtungen verfügbar:

Art der Serviceeinrichtung Anzahl (Gesamt) Anzahl (ÖBB-Konzern)
Verkehrsstationen 1.415 1.038
Ladestellen 433 394
Mattengleise 111 111
Verschubbahnhöfe 100 96
Instandhaltungseinrichtungen 49 24
Vorheizanlagen 43 43
Entsorgungsstandorte 38 38
Einrichtungen für Brennstoffaufnahme 34 27
Güterterminals 15 7
Wasch- und Reinigungsanlagen 11 7
Autoreisezuganlagen 5 5
Häfen 5 0
Eisschutzanlagen 1 1

Quelle: Erhebung der Schienen-Control

Beinahe alle in der oberen Tabelle angeführten Serviceeinrichtungen wurden 2023 von Eisenbahnunternehmen betrieben, acht Güterterminals von anderen Unternehmen. Die ÖBB-Infrastruktur war im Vorjahr Betreiberin von sieben Güterterminals mit den Standorten Wien Süd, St. Michael, Villach, Wels, Wörgl, Wolfurt und Brennersee. Davon sind vier Terminals für die Be- und Entladung der Rollenden Landstraße geeignet. Im Zuge des viergleisigen Ausbaus der Strecke Linz–Wels soll das Terminal Wels ausgebaut werden. Die von den sonstigen Unternehmen bewirtschafteten Güterterminals befinden sich in Graz (Cargo Center Graz), Enns, Salzburg Liefering, Krems an der Donau, Linz Stadthafen, Hafen Freudenau, Bludenz, Hall in Tirol und Kapfenberg.

1.038 Personenbahnhöfe und -haltestellen betrieb die ÖBB-Infrastruktur im Jahr 2023, der Rest entfiel auf sonstige Infrastrukturbetreiber. Im Rahmen der Bahnhofsoffensive sowie des kontinuierlichen Ausbaus der Infrastruktur wurden u. a. die Verkehrsstationen Tullnerbach-Pressbaum, Summerau, Baumgartenberg und Wien Franz-Josefs-Bahnhof modernisiert. Zwischen Klagenfurt und Wolfsberg wurden im Zuge der neuen Koralmbahn die Verkehrsstationen Kühnsdorf-Klopeinersee, Wiederndorf-Aich und St. Paul im Lavanttal neu errichtet. Die Verkehrsstationen Tainach-Stein, Völkermarkt-Kühnsdorf, Aich im Jauntal, Granitztal und St. Paul Bad wurden hingegen 2023 im ÖBB-Netz nicht mehr bedient. Die Stationen Flugschanze Kulm und Spielberg bei Knittelfeld werden nur im Rahmen von Großveranstaltungen angeboten. In 65 Stationen der ÖBB-Infra ist die Bestellung eines Bedarfshaltes nicht möglich.

Die 43 vorhandenen Vorheizanlagen dienen der Heizung und Klimatisierung von Personenwagen, wobei jede Vorheizanlage mehrere Heizständer aufweist. Bei den Außenreinigungsanlagen – auch Wagenwaschanlagen genannt – werden in allen elf Standorten die Seiten-, Front- und Schürzenflächen sowie die Dachschrägen von Personenwagen gereinigt. In der Wagenwaschanlage Linz können ebenso wie in Villach und Graz Graffitiflächen entfernt werden. In Wien Hauptbahnhof stehen zwei baugleiche Waschanlagen nebeneinander. Die WESTbahn betreibt die Anlage am Wiener Westbahnhof, in der auch Fahrzeuge der ÖBB-Personenverkehr gereinigt werden.

Österreichweit sind fünf Autoreisezuganlagen zur Verladung von Autos und Motorrädern in Betrieb, wobei in Villach zwei getrennte Anlagen bestehen. Insgesamt stehen 15 Gleise mit einer Ladelänge zwischen 118 und 521 Metern zur Verfügung.

2023 waren in Summe 433 Ladestellen im Netz der ÖBB-Infrastruktur verfügbar. Dies stellt eine Reduktion um 72 Ladestellen im Vergleich zum Vorjahr dar. Nicht mehr zugänglich waren beispielsweise jene in Gaisbach-Wartberg, Wels Lokalbahn, St. Georgen an der Gusen und Wolkersdorf.

Von den 100 Verschubbahnhöfen gehören 96 zur ÖBB-Infrastruktur; darunter fallen auch die acht Großverschiebebahnhöfe in Wien Kledering, Linz, Wels, Salzburg Gnigl, Hall in Tirol, Wolfurt, Graz Gösting und Villach Süd. Als Sicherheitseinrichtung dienen 296 Heißläufermessanlagen im ÖBB-Netz, die zu heiße Räder detektieren, womit der Zug unverzüglich im nächsten Bahnhof angehalten werden kann. Durch eine übermäßige Erwärmung eines Radsatzlagers eines Wagens kann es zu einem Achsbruch kommen, der in weiterer Folge zu einer Entgleisung des Waggons führen kann.

2023 betrieb die ÖBB-Produktion 27 Tankstellen. Eine Erhebung des Treibstoffverbrauchs zeigt für das letzte Jahr einen um neun Prozent geringeren Verbrauch, der wesentlich durch Elektrifizierungen erreicht wurde. Wurden 2008 noch 51,5 Millionen Liter Dieselöl abgegeben, war die verbrauchte Menge 15 Jahre später um etwa 45 Prozent niedriger (28,6 Millionen Liter). Neben der ÖBB-Produktion betreiben auch noch die Graz-Köflacher Bahn und die Steiermärkischen Landesbahnen für ihre Streckennetze Tankstellen; auch einzelne Anschlussbahnen wie die voestalpine verfügen über solche.

24 der 49 Instandhaltungseinrichtungen (hier erfolgen die Wartung und die Ausbesserung von Schienenfahrzeugen) hatte im Berichtsjahr die ÖBB-Train Tech (vormals ÖBB-Technische Service) inne, der Rest entfiel auf andere Eisenbahnunternehmen. Leichte Instandsetzungsarbeiten werden bei der ÖBB-Technische Services an 19 Standorten, schwere Instandsetzungsarbeiten an fünf Standorten angeboten – teils rund um Uhr. Wieder in Betrieb genommen wurde die Werkstatt in Wien Franz-Josefs-Bahnhof, die Nahverkehrsfahrzeuge wartet. Neu errichtet und in Betrieb genommen wurde eine Werkstatt für die neuen Nightjet-Garnituren der ÖBB-PV in Wien Simmering. Circa 100 Mattengleise ermöglichen österreichweit Kraftfahrzeugen die Zufahrt auf Gleisanlagen, wodurch die Verkehrsflächen von beiden Verkehrsträgern, Schiene und Straße, genutzt werden können.

Seit 1. Juni 2019 gilt die Durchführungsverordnung (EU) 2017/2177. Sie führt u. a. die Pflichten für die Betreiber von Serviceeinrichtungen näher aus, die in Anhang II Z 2–4 der Richtlinie 2012/34/EU (Recast) genannt sind. Diese Pflichten betreffen den Zugang, die Entgelte und die Veröffentlichung von Informationen über Serviceeinrichtungen und die darin erbrachten Leistungen.

Betreiber von Serviceeinrichtungen können eine Ausnahme von der Anwendung der Verordnung beantragen. Dazu ist ein Antrag an die Schienen-Control Kommission zu stellen und hinreichend zu begründen. Die Schienen-Control informierte im Dezember 2018 in einem Schreiben alle in Österreich tätigen Betreiber von Serviceeinrichtungen darüber. Mit 1. Jänner 2019 veröffentlichte die Schienen-Control Kommission außerdem die Kriterien für die Gewährung von Ausnahmen auf der Website der Schienen-Control. Per Bescheid wurden in weiterer Folge drei regional tätigen Betreibern von Serviceeinrichtungen Ausnahmen gewährt.

 

Im Rahmen der Independent Regulators' Group-Rail (IRG-Rail), der Plattform der unabhängigen europäischen Eisenbahn-Regulierungsbehörden, befasste sich die Arbeitsgruppe „Zugang zu Serviceeinrichtungen“ mit diesem Thema. Sie erfasste und kategorisierte alle in den Mitgliedsländern gestellten Anträge des Jahres 2023.

Anschlussbahnen

Das Ziel der österreichischen Verkehrspolitik ist es, Gütertransporte von der Straße auf die Schiene zu verlagern. Anschlussbahnen – Gleise, die direkt z. B. zu den Produktionshallen der Unternehmen führen – kommt dabei eine wesentliche Bedeutung zu.

Gemäß § 7 EisbG (Eisenbahngesetz) sind Anschlussbahnen Schienenbahnen, die den Verkehr einzelner oder mehrerer Unternehmen mit Haupt- oder Nebenbahnen ermöglichen, wobei zwischen Anschlussbahnen mit und ohne Eigenbetrieb unterschieden wird

2023 konnten vom Netz der ÖBB-Infrastruktur aus 941 (+15 im Vergleich zu 2022) Anschlussbahnen  erreicht werden, 272 davon als Nebenanschlussbahnen. Dabei handelt es sich um Anschlussbahnen, die nicht direkt an die Gleise der ÖBB-Infrastruktur anschließen, sondern über eine andere Anschlussbahn („verästelte Anschlussbahn“) damit verbunden sind. 2023 waren mit 31 Anschlussbahnen um eine Anschlussbahn weniger als im Vorjahr gesperrt, alle anderen in Betrieb.

26 Prozent aller in Betrieb befindlichen Anschlussbahnen befanden sich 2023 in Niederösterreich, 22 Prozent in Oberösterreich und 15 Prozent in der Steiermark. Mit einem Prozent aller Anschlussbahnen hatte das Burgenland den niedrigsten Anteil aller Bundesländer. Die im Südburgenland befindliche Anschlussbahn Heiligenkreuz ist außerdem die einzige Anschlussbahn Österreichs, die nur aus dem Ausland (Ungarn) erreichbar ist.

 

Vom Bahnhof Linz Stadthafen ausgehend gab es im Vorjahr bediente 20 Anschlussbahnen – kein anderer Bahnhof in Österreich hat eine derart große Anzahl an Anschlüssen. Linz Wegscheid verfügte 2023 über 18 und Laxenburg-Biedermannsdorf über 15 Anschlussbahnanschlüsse.

Rückgang des Aufkommens

Mit 1,14 Millionen (2022: 1,29 Millionen) Wagen wurden 2023 im Vergleich zum Vorjahr um rund elf Prozent weniger Güterwagen in den österreichischen Anschlussbahnen beigestellt.

Um die Bedienung der Anschlussbahnen finanziell attraktiv zu gestalten, wurde das Trassenentgelt für den Wagenladungsverkehr bereits Ende 2013 reduziert. Wagenladungsverkehre sind gemischte Güterzüge mit Transportgut, die sowohl bei Ladegleisen als auch in den Anschlussbahnen be- und entladen werden können.

18 Anschlussbahnen, darunter u. a. die voestalpine (Linz bzw. Donawitz), der Ennshafen, die Linz Service GmbH und Sappi Austria, sorgten im Jahr 2023 für die Hälfte des gesamten österreichischen Anschlussbahnaufkommens. Sieben Anschlussbahnen erbrachten ein Drittel des Gesamtaufkommens, wobei vier dieser Bahnen in Oberösterreich und weitere zwei in der Steiermark liegen.

Aufkommensstärkste Anschlussbahn war wie in den Jahren zuvor die voestalpine Linz, gefolgt von der Linz Service GmbH, der voestalpine Donawitz und dem Ennshafen. Aufkommensstärkster Nebenanschließer war die EVN-Abfallverwertung Niederösterreich, die in Moosbierbaum anschließt. 2023 wurden Verträge zu Anschlussbahnen in Feuerwerkanstalt, Wolfsberg, Spratzern, Vils, Linz Wegscheid, Haiding und Braunau am Inn neu abgeschlossen.

Anzahl der bedienten Anschlussbahnen

Im Jahr 2023 stagnierte die Anzahl der tatsächlich bedienten Anschlussbahnen. Insgesamt wurden 524 Anschlussbahnen im gesamten österreichischen Eisenbahnnetz bedient, im Jahr 2020 waren es mit 547 noch einige mehr.

443 Anschlussbahnen, die an die ÖBB-Infrastruktur anschließen, hatten im Jahr 2023 keinen Wagenumschlag – dies sind 27 mehr als im Vorjahr. Weitere 39 Anschlussbahnen hatten ein Aufkommen von jeweils zehn oder weniger Wagen und weitere 35 Anschlussbahnen verzeichneten lediglich einen Umschlag von jeweils maximal 20 Wagen.

Zugangsrecht auf Anschlussbahnen

Eisenbahnunternehmen haben gemäß § 75a Abs 1 EisbG ein Recht auf Zugang zu Anschlussbahnen, wenn deren Befahren erforderlich ist, um Güterterminals, Häfen oder sonstige Serviceeinrichtungen zu erreichen.

Gemäß § 75a Abs 2 EisbG haben sie des Weiteren ein Recht auf Zugang zu verästelten Anschlussbahnen, wobei es sich um Anschlussbahnen handelt, von welchen Nebenanschlussbahnen abzweigen. Auf den Zugang sind gemäß § 75a Abs 3 EisbG sinngemäß die Bestimmungen über die Regulierung des Schienenverkehrsmarktes anzuwenden. Dies bedeutet insbesondere, dass der Betreiber der verästelten Anschlussbahn Schienennetz-Nutzungsbedingungen (SNNB) zu erstellen hat. Er muss das Entgelt für die Benutzung seiner Schieneninfrastruktur anhand der unmittelbar aufgrund des Zugbetriebs anfallenden Kosten und der sonstigen Regelungen des EisbG berechnen.

Das EisbG sieht für Betreiber von Anschlussbahnen gemäß § 75a Abs 1 und 2 EisbG folgende Möglichkeit vor: Sie können bei der Schienen-Control Kommission um Erleichterung von den Verpflichtungen aufgrund der Bestimmungen über die Regulierung des Schienenverkehrsmarktes ansuchen. Zu diesen Verpflichtungen zählen etwa die Erstellung von SNNB und die Berechnung des Entgelts anhand der unmittelbar aufgrund des Zugbetriebs anfallenden Kosten (§ 75a Abs 3 EisbG). Die Erleichterungen können gewährt werden, wenn dadurch die Erreichung des Regulierungszweckes gemäß § 54 EisbG nicht gefährdet wird. Sie sind zu gewähren, wenn kein Begehren auf Zugang von Dritten vorliegt.