Österreichs Schienennetz 2023
Dieser Beitrag bietet einen Überblick über das österreichische Schienennetz, den Stand der Elektrifizierung, Neubau bzw. Ausbau von Bahnverbindungen, Streckeneinstellungen, Entwicklungen bei den Verkehrsstationen und einen Überblick über das Netz an Privatbahnen in Österreich.
Entwicklungen des Schienennetzes 2023
Eisenbahnen im Sinne des Eisenbahngesetzes gliedern sich in öffentliche und nicht öffentliche Eisenbahnen.
Zu den öffentlichen Eisenbahnen gehören:
- Hauptbahnen
- Nebenbahnen
- touristisch genutzte Bahnen
- U-Bahnen
- Straßenbahnen
Anschlussbahnen und Materialbahnen zählen hingegen zu den nicht öffentlichen Eisenbahnen.
Eine weitere Unterscheidung erfolgt nach der Spurweite, wobei normalspurige Bahnen eine Spurweite von 1.435 Millimetern aufweisen, während Schmalspurbahnen in Österreich eine Spurweite von 760 oder 1.000 Millimetern haben.
Das gesamte österreichische Schienennetz hatte mit 31. Dezember 2023 eine Gesamtlänge von 5.636 Kilometern und wird von mehreren Eisenbahninfrastrukturunternehmen betrieben. Dies stellt im Vergleich mit 2022 eine Erhöhung von sieben Kilometern dar.
Fünf Prozent des Streckennetzes werden schmalspurig geführt, wobei die Mariazellerbahn mit 83 Kilometern die längste eingleisige Schmalspurbahn ist.
Die längsten Streckenabschnitte finden sich in Niederösterreich mit 1.737 Kilometern, gefolgt von Oberösterreich mit 1.039 Kilometern und der Steiermark mit 919 Kilometern. Vorarlberg hat mit 121 Kilometern das kleinste Netz aller Bundesländer.
Elektrifizierungen 2023
2023 wurden weitere Streckenabschnitte der ÖBB-Infrastruktur mit 15 Kilovolt (kV)/16,7 Hertz (Hz) elektrifiziert und dem Betrieb übergeben. So konnte der Kärntner Abschnitt der Koralmbahn zwischen Grafenstein und St. Paul im Lavanttal in Betrieb genommen werden. Diese Strecke stellt den Vorgriff für den Betrieb der gesamten Koralmbahn zwischen Graz und Klagenfurt dar. Zudem wurden in diesem Zusammenhang die Zulaufstrecken nach Bleiburg sowie nach Wolfsberg in den elektrischen Betrieb überführt. Der Anteil der elektrifizierten Strecken aller Infrastrukturbetreiber betrug im Jahr 2023 rund 75 Prozent.
Elektrifizierungsmaßnahmen 2023:
Kärnten: Grafenstein–St. Paul im Lavanttal–Wolfsberg (76 Kilometer)
Kärnten: Mittlern–Bleiburg–Wiederndorf-Aich (10 Kilometer)
Das österreichische Bahnnetz ist überwiegend mit 15 kV bei 16,7 Hz elektrifiziert. Die Strecken der Raaberbahn und der Neusiedler Seebahn werden mit 25 kV bei 50 Hz betrieben. Weiters wird die auf Schmalspur laufende Mariazellerbahn mit Wechselstrom (6,5 kV bei 25 Hz) betrieben. Ergänzt werden die elektrifizierten Strecken durch unterschiedliche mit Gleichstrom betriebene Abschnitte: Erwähnenswert sind die dicht befahrene Wiener Lokalbahn nach Baden (750 bzw. 850 Volt), die Linzer Lokalbahn nach Peuerbach (750 Volt) und die Salzburger Lokalbahn nach Ostermiething (1.000 Volt). Hinzu kommen zahlreiche elektrifizierte Schmalspurbahnen wie die Atterseebahn (750 Volt) oder die Stubaitalbahn (900 Volt).
Das Eisenbahnnetz in Vorarlberg ist vollständig elektrifiziert. Zum größten Teil elektrifiziert betrieben werden zudem die Bahnstrecken in Wien (98 Prozent) sowie in Tirol und Kärnten (jeweils mehr als 90 Prozent). Rund zwei Drittel der Strecken in Niederösterreich und Oberösterreich sind elektrifiziert. Die Steiermark weist mit knapp 60 Prozent den geringsten Anteil an Strecken im elektrischen Betrieb aus.
30 – zumeist kurze – Strecken dienen ausschließlich dem Güterverkehr, beispielsweise die oberösterreichische Strecke Haiding–Aschach an der Donau. Die einzige verbliebene Schmalspurbahn mit Güterverkehr ist jene von Mixnitz nach Sankt Erhart. Im Personenverkehr wiederum dienen z. B. drei Viertel aller Strecken in Niederösterreich nur dem Nahverkehr. Auf fast der Hälfte aller ÖBB-Strecken verkehren täglich weniger als fünf Güterzüge je Richtung. Auf vier von zehn Streckenabschnitten werden auch Fernverkehrszüge geführt.
Bereits 2022 begannen die Elektrifizierungsarbeiten der Graz-Köflacher Bahn, wobei der erste Abschnitt 2025 eröffnet werden soll. Vorerst soll der Abschnitt zwischen Wettmannstätten und Wies-Eibiswald elektrifiziert werden.
Ausbauten und Streckeneinstellungen 2023
Neu- und Ausbauten
2023 war durch den weiteren Ausbau des Hochleistungsnetzes gekennzeichnet. Neben dem Ausbau der Südbahn mit dem Semmering-Basistunnel und der Koralmbahn samt gleichnamigem Tunnel wird derzeit auch die Westbahnstrecke zur viergleisigen Hochleistungsstrecke zwischen Linz und Wels ausgebaut. Durch die Errichtung der Koralmbahn konnte der Abschnitt zwischen Klagenfurt und Wiederndorf-Aich 2023 zweigleisig in Betrieb genommen werden.
Auch der zweigleisige Ausbau des Marchegger Astes inklusive Elektrifizierung bis Marchegg wurde 2023 abgeschlossen. Die Strecke verbindet Wien mit der slowakischen Hauptstadt Bratislava. Ebenso konnte die Pottendorfer Linie von Wien Meidling bis Wampersdorf zweigleisig fertiggestellt werden.
Zweigleisiger Ausbau 2023 (nach Kilometern):
- Wien/Niederösterreich: Aspern Nord–Siebenbrunn-Leopoldsdorf (15,0 km)
- Kärnten: Grafenstein–Wiederndorf-Aich (12,5 km)
- Niederösterreich: Münchendorf–Wampersdorf (11,8 km)
- Niederösterreich: Schönfeld-Lassee–Marchegg (8,5 km)
- Wien: Wien Meidling–Wien Altmannsdorf (1,3 km)
In der Steiermark soll künftig die Graz-Köflacher Bahn ausgebaut werden. Diese befindet sich seit Mitte 2023 im Besitz der ÖBB-Infrastruktur. So gibt es den Beschluss, ausgehend von Graz die Strecken zu elektrifizieren. Hinzu kommt eine sich im Bau befindende Schleife vom Bahnhof Deutschlandsberg zum Bahnhof Weststeiermark, wodurch die Strecke an die Koralmbahn angebunden wird.
Streckeneinstellungen
In Kärnten ist seit Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2022 die Jauntalbahn nächst Bleiburg Stadt und dem Anschluss zur neuen Koralmbahn nächst St. Andrä im Lavanttal im Zuge des Ausbaus der Koralmbahn nicht mehr befahrbar. Dies hat zur Folge, dass Teile des Güterverkehrs (z. B. Hackschnitzelzüge) in den Bezirk Wolfsberg weiterhin über Zeltweg und den Obdacher Sattel verkehren. Mitte Dezember 2023 wurde der erste Teil der Koralmbahn zwischen Klagenfurt und Wolfsberg in Betrieb genommen. Aufgrund von Unwetterschäden ist seit 2021 die Strecke der Pinzgaubahn zwischen Niedernsill und Krimml nicht befahrbar – der Teilabschnitt bis Mittersill soll bis zum Sommer 2024 reaktiviert werden.
Verkehrsstationen 2023
Im österreichischen Eisenbahnnetz wurden im Jahr 2023 insgesamt 1.415 Verkehrsstationen bedient.
Die meisten betriebenen Stationen (1.026) stehen im Eigentum der ÖBB-Infrastruktur, gefolgt von den Steiermärkischen Landesbahnen mit 71 und der Salzburger Lokalbahn mit 69. Hinzu kommen noch Verkehrsstationen weiterer Privatbahnen sowie touristischer Bahnen, wie jener auf den Schafberg oder den Schneeberg.
Das Bahn-Programm zur Modernisierung wurde 2023 weitergeführt und Stationen wurden barrierefrei ausgebaut. So wurde beispielsweise der Bahnhof Ebreichsdorf im Zusammenhang mit dem Ausbau der Pottendorfer Linie als Neubau in Betrieb genommen. Ebenso ausgebaut wurden die Bahnhöfe Freistadt, Summerau, Hadersdorf am Kamp und Wien Franz-Josefs-Bahnhof mit barrierefreiem Zugang. Modernisierungen gingen jedoch vereinzelt mit der Abtragung von Ladegleisen, wie in Kremsmünster oder Traunkirchen, einher. Außerdem wurden Park-and-ride-Bereiche, wie jener in Tullnerbach-Pressbaum, ausgeweitet. Ebenso wurden Stationen von Privatbahnen, wie jene in Wies-Eibiswald der Graz-Köflacher Bahn, oder Alkoven der Linzer Lokalbahn modernisiert in Betrieb genommen.
Seit dem Fahrplanwechsel Mitte Dezember 2022 werden Verkehrsstationen entlang der Jauntalbahn, wie die Stationen Granitztal und Aich im Jauntal, nicht mehr bedient. Mit der Eröffnung der Koralmbahn Mitte Dezember 2023 wurden die Stationen St. Andrä, St. Stefan im Lavanttal, St. Paul im Lavanttal, Wolfsberg Jeding und Wolfsberg wieder in Betrieb genommen. Neu errichtet stehen die Stationen Wiederndorf-Aich im Jauntal und Köttmannsdorf-Lambichl bei Klagenfurt zur Verfügung. Seit Mitte Dezember 2023 werden die Stationen Unter Oberndorf und Hofstatt in Niederösterreich sowie Langkampfen in Tirol nicht mehr bedient.
Schienennetz der Privatbahnen
In der untenstehenden Auflistung ist das gesamte Privatbahnnetz Österreichs ohne Anschlussbahnen dargestellt. Rein touristische Bahnen, wie die Schneebergbahn in Niederösterreich oder die Achenseebahn in Tirol, scheinen ebenfalls auf.
Anfang Juli 2023 erfolgte die Integration des Infrastrukturteils der Graz-Köflacher Bahn und Busbetriebs GmbH (GKB) in die ÖBB-Infrastruktur AG – das Eisenbahnverkehrsunternehmen bleibt erhalten. Die meisten nicht vernetzten Bahnen teilen sich mit der ÖBB-Infrastruktur einen Gemeinschaftsbahnhof, der das Umsteigen für die Reisenden ermöglicht. In Gmunden mündet die Lokalbahn in die städtische Straßenbahnstrecke ein. Analog münden die Wiener Lokalbahn von Baden kommend und die Stubaitalbahn in die städtischen Straßenbahnbetriebe ein. In Jenbach treffen sich mit der ÖBB-Infrastruktur, der Zillertalbahn und der Achenseebahn gleich drei Infrastrukturunternehmen mit unterschiedlichen Spurweiten.
Unternehmen | Typ | "Verknüpfung" | Elektrifizierung | Zuweisungsstelle (falls vernetzt) |
Stecke in km (gerundet) |
Achenseebahn | Schmalspur-Zahnradbahn | Jenbach | Nein | 7 km | |
Atterseebahn | Schmalspur | Vöcklamarkt | Ja | 15 km | |
Cargo Center Graz | integriert, StB | Kalsdorf | am Übergabebahnhof | SCHIG | 1 km |
Graz-Köflacher Bahn | integriert bis Juli 2023 | Graz Hbf; Wettmanstätten | Nein | nicht erforderlich | 98 km |
Innsbrucker Verkehrsbetriebe | Schmalspur-Straßenbahn | Innsbruck Hbf | Ja | 18 km | |
Linzer Lokalbahn | Infrastruktur, Betrieb Stern&Hafferl | Eferding, Linz Hbf. | Ja | LILO | 59 km |
Lokalbahn Lambach Vorchdorf Eggenberg | Infrastruktur, Betrieb Stern&Hafferl | Stadl-Paura | Ja | LVE | 11 km |
Lokalbahn Mixnitz-St. Erhard | Schmalspurbahn, Betrieb StB | Mixnitz-Bärenschützklamm | Ja | 10 km | |
Montafonerbahn | integriert | Bludenz | Ja | ÖBB-Infrastruktur | 13 km |
Murtalbahn | Schmalspur | Unzmarkt | Nein | 67 km | |
Neusiedler Seebahn | Infrastruktur, Betrieb Raaberbahn | Neusiedl/See; Fertőszentmiklós | Ja | ÖBB-Infrastruktur | 38 km |
NÖVOG | Schmalspurbahn | St. Pölten; Gmünd; Waidhofen/Ybbs | Nur Mariazellerbahn | 156 km | |
Raaberbahn | integriert (AT-HU) | Ebenfurth; Wulkaprodersdorf; Deutschkreuz | Ja | ÖBB-Infrastruktur | 26 km |
Salzburger Lokalbahn | integriert | Salzburg-Itzling | Ja | SCHIG | 41 km |
Schafbergbahn | Schmalspur- Zahnradbahn | Nein | 6 km | ||
Schneebergbahn | Schmalspur- Zahnradbahn | Puchberg/Schneeberg | Nein | 10 km | |
Steiermarkbahn | integriert | Gleisdorf, Feldbach, Peggau-Deutschfeistritz | Ja (außer Gleisdorf-Weiz) | nicht erforderlich | 48 km |
Traunsee-Tram | Schmalspur-Straßenbahn | Vorchdorf-Eggenberg; Gmunden | Ja | 15 km | |
Pinzgauer Lokalbahn | Schmalspurbahn | Zell am See | Nein | 53 km | |
Wiener Lokalbahnen | integriert | Wien-Meidling; Traiskirchen | Ja | SCHIG | 31 km |
Zillertalbahn | Schmalspur | Jenbach | Nein | 32 km |