Marktupdate September 2023
Weiterhin Herausforderungen für den Güterverkehr
Die Güterverkehrsleistung (Bruttotonnenkilometer) am ÖBB-Netz lag zum Ende des zweiten Quartals 2023 sechs Prozent unter jener des Referenzquartals 2022. Die gefahrenen Güterzugkilometer zeigen einen Rückgang von vier Prozent, das Niveau von 2019 bzw. 2021 und 2022 wurde auch hier deutlich unterschritten.
Die Verkehrsleistung der Rail Cargo Austria (RCA) ist im Vergleich mit dem zweiten Quartal des Vorjahres abermals stark gesunken (minus sieben Prozent), gegenüber 2019 sogar um 17 Prozent. Ihr Marktanteil ist dadurch um einen Prozentpunkt gesunken und fiel erstmals unter die 60 Prozent-Marke. Der Anteil „klassischer“ Ganzzugverkehre an der Schienengüterverkehrsleistung in Österreich lag bei 38 Prozent. Der Kombinierte Ladungsverkehr (KLV) kam anteilig auf 33 Prozent, der Einzelwagenverkehr (EWV) lag bei knapp 30 Prozent. Am stärksten zurückgegangen (zehn Prozent) sind die Bruttotonnenkilometer im Ganzzug-Segment, am wenigsten stark im Segment des KLV (zwei Prozent).
Noch schlechter ist es derzeit um den europäischen KLV bestellt: Dieser leidet laut Branchenverband UIRR unter gravierenden Mengeneinbußen. Das Aufkommen verringerte sich alleine im zweiten Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 14 Prozent. Dies stellt bereits das dritte Quartal in Folge mit einer Verringerung dar. Der Verband führt das auf die aktuelle Lage der europäischen Wirtschaft, die hohe Inflation, eine schwache Nachfrage und besonders hohe Energiepreise zurück. Letztere wirken sich in Kombination mit steigenden Trassenpreisen bei gleichzeitig unveränderten Straßenbenutzungsgebühren und gesunkenen Dieselpreisen massiv auf die Wettbewerbsfähigkeit des KLV gegenüber dem Straßengüterverkehr aus.
WESTbahn plant künftig Verkehre nach Bregenz
Die WESTbahn beabsichtigt bereits mit Fahrplanwechsel 2023 die Verlängerung jeweils eines Zugpaares Wien – Innsbruck nach Bregenz (an 22.47 Uhr) sowie Wien – München nach Stuttgart. Die Meldungen wurden auf der Website der Schienen-Control veröffentlicht. Es wurde in diesem Zusammenhang kein Antrag auf Prüfung des wirtschaftlichen Gleichgewichts gestellt.
Das EVU hat ferner aufgrund von „Umschichtungen im Gesamtangebot“ mit 4. September seine Halte im Salzburger Flachgau (Neumarkt am Wallersee, Seekirchen und Straßwalchen) gestrichen. Die betroffenen Züge verkehren nun wieder im Takt der übrigen WESTbahnzüge, die damit um sechs Minuten schneller sind.
Zudem ist das Unternehmen seit August wieder Kooperationspartner im VOR, wodurch dessen Tickets künftig in allen Zügen genutzt werden können.
ÖBB-Personenverkehr plant neue Verkehre nach Timisoara, Bukarest und München
Die Meldungen beabsichtigter neuer Verkehre der ÖBB-Personenverkehr (ÖBB-PV) nach Timisoara, Bukarest und München wurden ebenfalls auf der Website der Schienen-Control veröffentlicht, auch hier ist kein Antrag auf Prüfung des wirtschaftlichen Gleichgewichts eingelangt.
Die Railjet-Verbindung „Vindobona“ (Graz – Wien – Prag – Dresden – Berlin) wird nach sechsmonatiger Bautätigkeit im Elbtal seit Anfang Juli wieder durchgehend angeboten.
DB und ÖBB-Personenverkehr kündigen zusätzliche Verbindungen von/nach Österreich an
Mit dem Fahrplanwechsel 2023 bietet die Deutsche Bahn AG eine zusätzliche ICE-Verbindung zwischen Berlin und Wien an, die in weiterer Folge auch nach Hamburg verlängert wird. Darüber hinaus fährt der ICE von Berlin über Frankfurt/Main und Stuttgart nach Innsbruck ab Dezember täglich. Zwischen München und Salzburg fahren künftig von 6 bis 21 Uhr stündlich Fernverkehrszüge. Von Innsbruck nach München gibt es zwischen 6.40 Uhr und 21.40 Uhr täglich einen Zweistundentakt.
Hintergrund der Ausweitungen ist eine erwartete Zunahme des Zugverkehrs zwischen Österreich und Deutschland um rund 40 Prozent. Zudem kooperieren DB und ÖBB Personenverkehr durch den weiteren Ausbau des Nachtzugangebotes. Ab Dezember verkehren NightJets von Berlin und Wien nach Paris und Brüssel. Diese werden anfangs dreimal wöchentlich, ab Herbst 2024 täglich fahren. Die neuen NightJet-Garnituren sollen zunächst auf den Verbindungen Hamburg – Wien und Hamburg – Innsbruck zum Einsatz kommen.
Andere Marktteilnehmer
Das EVU Graf Railservice GmbH aus Gmünd hat Anfang Juni einen Infrastruktur-Nutzungsvertrag (INV) für das ÖBB-Netz erlangt und wird in der Baustellenlogistik tätig sein.
Außerdem hat das EVU Smart Rail Traction GmbH aus Deutschland seit August einen INV mit der ÖBB-Infrastruktur. In der Vergangenheit hat das EVU Traktionsleistungen für die Wiener Lokalbahnen durchgeführt (z. B. Reiseturnusverkehre in die Kitzbüheler Alpen oder Hüttensandverkehre nach Deutschland).
Ende Juli wurde hingegen der INV mit der Grampet Cargo Austria (GCA) gekündigt. Ebenfalls ist die Sicherheitsbescheinigung der GCA nicht mehr aufrecht. Ihr Hauptgeschäft waren Schlacketransporte von Moosbierbaum-Heiligeneich nach Mistelbach, außerdem führte das Unternehmen Schadholztransporte im ad-hoc-Verkehr durch.
Die TX Logistik (Tochter der italienischen Staatsbahn FS) hat mit dem Kauf der Exploris Deutschland Holding auch die HSL Logistik übernommen. Während TX vor allem Intermodal-Verkehre auf europäischen Nord-Süd-Achsen abwickelt, liegen die Schwerpunkte der Exploris-Gesellschaften auf konventionellen Ganzzügen (Automotive, Landwirtschaft, Stahl etc.) im Ost-West-Verkehr. Gemeinsam kamen die Österreich-Töchter der beiden EVU (TX Logistik Transalpine und HSL Logistik Austria) 2022 auf einen Marktanteil von 3,5 Prozent (Platz Fünf hinter der RCA, Lokomotion, CargoServ und Ecco-Rail). In Deutschland ist das Unternehmen nach der Fusion künftig größter Herausforderer der DB Cargo.
Die Rhomberg Bahntechnik GmbH firmiert seit Ende Juli als Rhomberg Sersa Bahntechnik GmbH. Die restlichen Unternehmensdaten bleiben unverändert.
Infrastruktur
Die ÖBB-Infrastruktur und Siemens Mobility präsentierten am 22. August einen Rahmenvertrag in der Höhe von 400 Mio. Euro über den Ausbau des hochrangigen Schienennetzes mit ETCS Level 2 und die Errichtung von Radio Block Centres (RBC) sowie dessen/deren Instandhaltung. Bis 2038 sind insgesamt 21 ETCS-Streckenzentralen (RBC) geplant. Bereits Anfang August ist auf Grundlage dieses Rahmenvertrags ETCS Level 2 auf den Strecken Linz – Wels – Vöcklabruck bzw. Wels – Haiding in Betrieb genommen worden.
Nach dem Nationalrat hat auch der Bundesrat Mitte Juli einer Übertragung der GKB-Infrastruktursparte an die ÖBB-Infrastruktur zugestimmt. Das Bundesgesetz über die Übertragung des Teilbetriebs ist mit 21.7.2023 gültig. Die Elektrifizierungsarbeiten der Strecke nach Wies-Eibiswald liegen aktuell vor Plan; der Bahnhof Wettmannstätten wurde bereits elektrifiziert.
Nachdem der eisenbahnrechtliche Baubescheid des BVwG mittlerweile vorliegt, wird die ÖBB-Infrastruktur im Jahr 2024 mit dem viergleisigen, 16 km langen Ausbau der Weststrecke zwischen Linz und Marchtrenk beginnen.